Schulkindergarten
Konzept für die Arbeit im Schulkindergarten
1. Allgemeines und Organisation
Die Arbeit im Schulkindergarten wird durch die „Empfehlungen für die Arbeit im Schulkindergarten“ des Niedersächsischen Kultusministeriums vom Februar 1990 geregelt.
Schulpflichtige Kinder, bei denen nach der schulärztlichen Untersuchung, durch die Ergebnisse der Schuleingangs-diagnostik und nach Rücksprache mit den Kindergärten Defizite in körperlicher, sozialer, geistiger oder seelischer Entwicklung festgestellt wurden, können nach § 64 Abs. 2 NSchG ein Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt werden. Die Verpflichtung wird von der Schulleitung ausgesprochen. Die Kinder sind dann in der Regel verpflichtet, den Schulkindergarten (SKG) zu besuchen, manchmal kann die Verpflichtung auch zum Verbleib im Kindergarten ausfallen.
Der SKG ist der Hans-Böckler-Schule angeschlossen und wird von einer Lehrkraft geleitet. Weitere Kollegen/innen unter-richten als Fachkraft z.B. Sport oder Mathematik, es sollten nicht mehr als drei Lehrkräfte den SKG betreuen.
Der Einzugsbereich unseres SKGs umfasst alle Grundschulen in Neustadt a. Rbge., die tägliche Unterrichtszeit beträgt vier Schulstunden, also insgesamt 20 Wochenstunden. Die Klassengröße variiert jedes Schuljahr je nach Anmeldezahlen zwischen 10 - 15 Kindern.
Im SKG sollen die Grundlagen für eine erfolgreiche Arbeit im 1. Schuljahr gelegt werden, so dass in kleinen Schritten von den Formen vorschulischen Lernens hin zu den spezifischen Formen des Lernens in der Grundschule trainiert wird, die Inhalte der 1. Klasse werden dabei nicht vorweg genommen. Die Förderung erfolgt sowohl in der ganzen Gruppe als auch individuell ausgehend von der Lernausgangslage des Kindes. Durch die Förderung sind dementsprechend auch die Lernangebote vielfältig und wechseln zwischen Spiel- und Unterrichtsphasen. Sie umfassen die gemeinsame Arbeit in der Gruppe, sowie eine auf die persönlichen Belange des einzelnen Kindes zugeschnittene individuelle Förderung der Gesamt-persönlichkeit.
Die Kinder aus dem SKG nehmen auch an Projekten und teilweise am Unterricht oder geeigneten Veranstaltung der ersten Klassen teil.
Eine guter Kontakt zu den Eltern und in Absprache mit den Eltern, die Zusammenarbeit mit Therapeuten, Beratungsstellen Jugendhilfestation und Gesundheitsamt sind dabei natürlicher Bestandteil unserer Arbeit.
2. Aufbau der Spielzeit und Lernbereiche
Das Spiel der Kinder nimmt im Schulkindergarten eine zentrale Stellung ein. Spielphasen sind täglich in dem Tagesablauf eingeplant, damit die Kinder die Möglichkeit erhalten, einen Teil der verfügbaren Zeit nach ihren Bedürfnissen und Interessen zu gestalten. Daraus ergibt sich auch eine spezielle Raum- gestaltung. Im Raum befinden sich eine Bauecke mit Bauklötzen, Legosteinen und Murmelbahn, sowie ein Straßenteppich mit Autos, eine Kaufmannsladens, der gerade für die kindliche (Spiel)Phantasie und als Sprachtraining geeignet ist.
Das Lernen im Schulkindergarten ist ein Wechselspiel zwischen freien Aktivitäten und geplanten Angeboten mit dem Ziel Lerndefizite und Beeinträchtigungen der sozialen, emotionalen und körperlichen Entwicklung der Schüler so zu fördern, dass eine erfolgreiche Mitarbeit im 1. Schuljahr möglich wird.
Die geplanten Angebote ergeben sich aus folgenden Lernbereichen, denen jeweils bestimmte zu fördernde Fähigkeiten und Fertigkeiten zugeordnet sind: (vgl. Nds. Kultusministerium: „Empfehlungen für die Arbeit im Schul- kindergarten“)
Sozial- und Arbeitsverhalten
- Kontakt-, Kooperations- und Teamverhalten
- Selbstkontrolle
- Regelverständnis
- Lernbereitschaft und Arbeitshaltung
- Ausdauer und Konzentration
- Konfliktverhalten
- Merkfähigkeit und Anweisungsverständnis
Sprechen und Hören
- Wortschatz, Satzbau und Grammatik
- Sprechen und Zuhören können
- Phonologische Bewusstheit (Worterkennung, Reime, Silben, Hörmerkspanne, Laute)
- Gesprächsbereitschaft
- Abstraktionsvermögen
Mathematische Förderung
- Vergleichen, Sortieren und Ordnen
- Farben, Formen und Größen
- Mengen erfassen und vergleichen
- Zahlenwissen, Eins-zu-Eins-Zuordnung
- Würfelzahlen
-
Reihen fortsetzen
Natur- und Sachbegegnung
- Umweltwissen
- Naturbeobachtung
- Verkehrserziehung
- Gesundheitserziehung
Bildnerisches Gestalten
- Malen, Zeichnen, Basteln
- Umgang mit unterschiedlichen Gestaltungsmaterialien
-
Üben von Arbeitstechniken
Rhythmisch/musikalische Erziehung
- Singen
- Tanzen
- Umgang mit Instrumenten
- Melodisch-akustische Differenzierung
-
Rhythmik
Bewegungserziehung
- Körper- und Bewegungssicherheit
- Raumorientierung
- Regelverständnis
- Feinmotorik (Ausmalen, Schneiden, Kleben, Kneten, Bauen, Greifen, Stifthaltung)
Wahrnehmung
- Akustische Wahrnehmung (Laute, Geräusche)
- Visuelle Wahrnehmung (Raumlage, Konstanz, Figur-Grundwahrnehmung, Auge-Hand-Koordination)
- Taktil-kinästhetische Wahrnehmung (Fühlen, Körperschema, Mittellinienkreuzung)
- Vestibuläre Wahrnehmung (Gleichgewicht, Orientierung)
Religiöse Erziehung
- Vermittlung von Werten, Regeln
- Soziale Erfahrungen
- Feste im Jahresverlauf
- Verschiedene Weltanschauungen
Die Bewertung/Beurteilung der Kinder erfolgt im SKG ausschließlich auf Basis der unmittelbaren Beobachtung und der Arbeitsergebnisse in Form von Arbeitsblättern, Bildern … .
Wichtig ist uns vor allem, dass die Kinder in ihrer Sozial-kompetenz und Arbeitsbereitschaft gestärkt werden und ein enger Austausch mit den Lehrkräften der zukünftigen 1. Klasse besteht, damit ein guter Übergang vom Schulkindergarten in die 1. Klasse stattfinden kann.
3. Leitfaden/Orientierung für Kenntnisse und Anforder- ungen sowie Beispiele für die Umsetzung der genannten Lernbereiche
- Das Selbstvertrauen aufbauen und festigen
(Wünsche äußern, Meinungen und Ideen vertreten, alltägliche Verrichtungen wie An- und Ausziehen, allein zur Toilette gehen, Schulsachen ordnen, ohne Hilfe arbeiten…) - Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle erweitern
(sich bei Gesprächen an Regeln halten, nicht vordrängeln, Kritik vertragen und ertragen, eigene Bedürfnisse zurückstellen können…) - Die Bereitschaft und Fähigkeit mit anderen Kontakt aufzu- nehmen, zu spielen und zu arbeiten
(Kreis- und Rollenspiele, Freispiel, Pausenhofspiel, Lernen Mitschüler anzusprechen, um Hilfe bitten…) - Konzentration und Merkfähigkeit erweitern
(Figuren nachzeichnen, Memory, verschiedene Gesellschaftsspiele spielen, Muster fortsetzen, längere Zeit bei einem Spiel, bei einer Aufgabe verweilen, Sprach- und Sprechspiele lernen, kurze Geschichten wiederholen, beim Vorlesen von Geschichten zuhören…) - Sprechbereitschaft und Sprechfähigkeit in der Gruppe entwickeln
(im morgendlichen Gesprächskreis andren etwas erzählen, Spielaktivitäten verbali- sieren, zu Bildern etwas sagen, Satzreihen bilden…) - Grob- und Feinmotorik weiter ausbilden
(Laufen, Springen, Werfen, Fangen, um die Längs- und Querachse des Körpers rollen, auf verschiedenen Geräten balancieren, Koordination entwickeln/ Hampelmann, Material kneten, schneiden, falten, Perlen aufziehen, Bilder aus- und anmalen, Schwungübungen ausführen, Druckbuchstaben schreiben…) - Differenzierte visuelle und auditive Wahrnehmungsfähigkeit fördern
(nach Farbe, Form und Größe sortieren, Puzzle legen, Unterschiede zwischen zwei Bildern suchen, Gegenstände nach genauer Beschreibung finden, vorgegebene Muster übertragen, Geräusche erkennen…) - Gewöhnung an einen schulischen Tagesablauf
(pünktliches und regelmäßiges Erscheinen, Tagesrhythmus)
4. Beispiel für einen Tagesablauf
7.55 Uhr | Ankommen |
8.15 Uhr |
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8.40 Uhr |
Gemeinsames Frühstück |
8:50 Uhr
|
Freies Spiel
|
9.35 Uhr | Pause auf dem Schulhof |
9.50 Uhr |
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11.05 Uhr | Aufräumzeit |
11.15 Uhr | Schlusskreis
|
11.30 Uhr | Schulschluss |
Angeleitetes Beschäftigungsangebot aus den Lernbereichen z.B.:
- Bastelarbeit
- Arbeitsblätter
- Tusch- oder Malaufgabe
- Schwungübungen
- Falten, Kneten
- Sport/Musik/Religion
Die Wechselwirkung von schulischen und außerschulischen Erziehungs- und Lerneinflüssen erfordert eine enge, vertrauensvolle und kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Elternhaus.
Für diese Zusammenarbeit ist gegenseitige Information und Vertrauen Voraussetzung.
Formen und Inhalte der Zusammenarbeit:
- Elterninformationsabend vor der Einschulung
- Elternbriefe während des laufenden Schuljahres, um die Erziehungsberechtigten über die Arbeit zu informieren und um ihnen organisatorische Dinge mitzuteilen
- Oktober / November: Erste Elterngespräche, wenn besondere Auffälligkeiten bei einem Kind zu beobachten sind
- Weitere Gespräche, wenn Eltern es wünschen bzw. wenn Kinder besonders Auffälligkeiten aufweisen